Jens Wendelstorf:
Anwendungen
1. Anwendungsorientierte Modellierung von Gasentladungen (Lichtbögen)
Die Ergebnisse dieser Arbeiten finden Sie in konsistenter und
wissenschaftlich ausgearbeiteter Form in meiner
Dissertation.
Im folgenden eine kurze und vielleicht etwas veraltete Einführung.
Moderne numerische Verfahren gestatten die direkte
Vorausberechnung von praxisrelevanten Entladungsparametern.
Es handelt sich allerdings um hochkomplexe Berechnungsoftware,
deren Anwendungstauglichkeit erst nachzuweisen ist.
Bevor versucht wird, neue Produkte und Verfahren mit
Hilfe dieser Programme zu entwickeln, wurden zunächst einmal
genauestens bekannte Entladungen modelliert.
Im Gegensatz zu vielen bisherigen Berechnungen, wurde darauf geachtet,
daß keine Anpassungen der Modelle an experimentelle Daten
vorgenommen werden müssen.
Die Ergebnisse der Vergleiche von Rechnung und
Experiment stellen somit auch einen Test für die a priori Eigenschaft
der Modelle dar:
- Entladungsmodelle mit hinreichender Extrapolationsfähigkeit dürfen als
Eingabegrößen keine von den Entladungsparametern (z.B. Strom, Geometrie, ...) abhängige
Größen benutzen (Fitparameter).
Der Vergleich zwischen Modell und Experiment kann ferner nur zu
Validierungsaussagen führen, sofern genügend genaue experimentelle
Daten vorliegen - möglichst noch von mehreren unabhängigen Arbeitsgruppen, aber
- Gasentladungen sind stark nichtlineare Systeme. Wenn z.B. die
Plasmatemperatur mit einem Fehler von 10% gemessen werden kann, so entspricht das
einer Verdopplung des Entladungsstromes.
Unabhängig von den Anwenderpreferenzen, ergibt eine kritische Durchsicht der
Literatur für den Fall von Hochdruckgasentladungungen (HID) im wesentlichen zwei
weiße Mäuse, die zur Validierung der Modelle herangezogen wurden:
- Der frei brennende Argonlichtbogen im LTE (0.1 MPa, ca. 100 - 300A) läßt sich
sehr kostengünstig untersuchen und weist eine Vielzahl von praktisch relevanten
Phänomenen auf:
- Brennfleckbildung an den Elektroden.
- Strömungsbestimmter Expansionsbereich.
- Hinreichende Strahlungsverluste.
- Stationäre radialsymmetrische Entladung im LTE.
- Die Xenon Kurzbogenlampe (4 MPa, ca. 6-12A) wurde besonders von Hoppstock (Karlsruhe '87)
genau vermessen und ist ein guter Testkandidat für den Fall hoher Entladungsdrücke. Ein
zusätzliches Phänomen, welches von Hoppstock genauer untersucht wurde, ist
- der Modenübergang des katodischen Plasmaansatzes (Brennfleck) im LTE.
Ferner wurden auch praktisch relevantere Entladungen berechnet:
- Eine Xenon Modellampe (10bar), die in
Bochum
experimentell untersucht wurde bzw. wird.
- Eine Argon Modellampe (1-3bar), die in
Hannover
experimentell untersucht wurde bzw. wird.
- Eine Xenon/Quecksilberentladung bei sehr hohem Druck (D1/D2 Autolampe),
ausgewählt aufgrund industrieller Nachfrage.
Niederdruckgasentladungen werden zunächst ausgeklammert und wir beschränken uns
auf sog. thermische Plasmen,
d.h. Hochdruckentladungen (HID) im [partiellen] lokalen thermodynamischen
Gleichgewicht ([p]LTE).
Wenn in naher Zukunft auch Abweichungen vom LTE zugelassen werden können (pLTE), so stellt das
zunächst eine Steigerung der Anwendungsrelevanz dar. Mit steigender Rechnerleistung und zunehmender
Erfahrung in der Beherrschung dieser hochkomplexen Systeme können dann aber auch die,
bei den Niederdruckentladungen maßgeblichen, kinetischen Effekte in die Modelle integriert werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Integration von sog. Spektralmodellen,
die auch die Wellenlängenverteilung und den Transport der
emittierten Strahlung berechenbar machen.
Zur Einführung in die Themenstellung sei auf die Literatur
verwiesen. Im folgenden sollen nur kurz die aktuellen Ergebnisse
dargestellt werden. Im Vordergrund steht die selbstkonsistente Vorausberechnung
der Entladung einschließlich der Elektroden.
1.1 Der atmosphärische Argon-Lichtbogen im LTE (0.1 MPa, DCEN, mind. 65 A)
Die berechneten Lichtbögen stimmen im Rahmen der Messgenauigkeit mit den Experimenten
überein (nach Snyder kann es aber auch sein, daß sich auch diese Bögen im pLTE befinden, d.h.
Elektronen und schwere Teilchen Temparatur signifikant voneinander abweichen - pLTE Modellierergebnisse
sind unterwegs).
Berechnung von der Entladung selbst erzeugten Strömungsverhältnisse im Argon-Lichtbogen:
[AVI Video 640x480, 2.9 MB]
Parameterstudie: Stromvariation beim Argon-Lichtbogen:
Übersicht [AVI Video 800x600, 5.7 MB]
Katodenbrennfleck [AVI Video 800x600, 4.7 MB]
1.2 Die (dotierte) Xenon Kurzbogenlampe (4 MPa, DC, 6-12A)
Letzte Änderung: 9.10.1998
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